Ein vielstimmiges Mosaik über Zivilengagement, Selbstorganisation, Möglichkeiten der Teilhabe, über andere Ideen und das Leben in Regionen jenseits des Wachstums.
Eine Sein im Schein Filmproduktion (Daniel Kunle & Holger Lauinger, D 2012, 89 Minuten) im Auftrag des ZDF/Das kleine Fernsehspiel
Begegnungen jenseits des Wachstums. Regionen und Gesellschaft im Umbruch. Menschen, die Zukunft gestalten wollen. Kleine Aufbrüche, die Großes bewirken wollen. Eine Reise entlang Grenzlinien eines sozial-ökologischen Gesellschaftsumbaus. „Wir könnten auch anders“ ist ein vielstimmiges Mosaik über Lebenswirklichkeiten, Zivilengagement, Selbstorganisation, Möglichkeiten der Teilhabe, über andere Ideen und die Verhältnisse. Kann immerwährendes Wachstum tatsächlich ein „Gutes Leben“ garantieren? Können sich in schrumpfenden Gesellschaften auch wirkliche Chancen eröffnen? Und wo soll die Reise hingehen?
Fragen, deren Antworten noch gefunden werden müssen. Engagierte Akteure präsentieren Ideen und Projekte, die der politischen Phantasie Flügel verleihen könnten. Ein Dokumentarfilm als suchendes Plädoyer für eine neue „Politik des Kleinen“.
Mit: Katrin Weber (Wächterhaus Leipzig), Matthias Schmiedel (Energiespargemeinde Zschadraß), Reinhard Zabka (Lügenmuseum Gantikow), Miloud L. Cherif und Hassan Siami (The Voice Refugee Forum), Silke Helfrich (Wiederkehr der Gemeingüter), Susanne Wiest (Bedingungsloses Grundeinkommen), Petra Enders (Bürgerhaushalt Großbreitenbach), Thomas Ruppenthal (Volxmobil Neustadt-Glewe), u.v.a.
„Wir könnten auch anders“ ist der dritte Film der beiden Autoren, der sich den schrumpfenden Regionen widmet. Der erste, „Nicht mehr noch nicht“ (2004) erkundete die kulturellen Potenziale städtischer Brachen, der zweite, „Neuland“ (2007) erzählte von Menschen und Regionen, die zwischen Ab- und Umbruch den Aufbruch suchen. „Wir könnten auch anders“ stellt Menschen vor, die neue Wege gehen wollen, dabei aber oft genug auf den Widerstand bestehender politisch-ökonomischer oder bürokratischer Strukturen stoßen. „Wir könnten auch anders“ stellt damit auch „Das machen wir schon immer so“ oder „Das ist nun mal so“ in Frage. (…) Kunle und Lauinger zeigen ein breites Panorama zivilgesellschaftlichen Engagements und unterschiedlicher Ansätze, unkonventionelle neue Wege zu gehen. Auch dieser dritte Film ist überaus sehenswert – weil er jenseits der großen Schlagzeilen eine Realität zeigt, die sonst selten fokussiert wird, und nach neuen Wegen sucht. Weil man Menschen erlebt wie den eigensinnigen Querkopf und Künstler Reinhard Zabka, der schon lange in dem Dorf Gantikow sein einzigartiges „Lügenmuseum“ betreibt und bemerkenswerte Sätze sagt, beispielsweise über den Staat und das Gemeinwesen. Oder einfach:„Man sollte voneinander wissen.“ Ein schlichter, kluger Satz, der einem lange nachgeht.
Die Stärke des Films liegt in solchen Sätzen, in prägnant herausgearbeiteten O-Tönen (Lauinger und Kunle enthalten sich jeden Kommentars), in Szenen, die für sich sprechen, und auch in den wunderbaren Bildern, die Daniel Kunles Kamera festhält: Sie romantisieren nicht. Sie zeigen Menschen in Landschaften von eigenwilliger Schönheit – und die Suche der Menschen nach einem neuen Verhältnis dazu. Gerahmt wird das Geschehen von immer wieder montierten Nachrichtenmeldungen über Euro-Rettungsschirme, Kinderarmut, Rechtsterrorismus: Das offizielle Gegenstück der Realitäten. Ein hartes Kontrastprogramm des Kleinen und des Großen.